Wie erwartet fand Ryjan sie am nächsten morgen im Wald. Sie hörte ihn näher kommen und sagte mit geschlossenen Augen noch bevor er etwas sagen konnte. „Ob du es glaubst oder nicht, hier draußen fühle ich mich weit sicherer als in der Brand gefährdeten Holzhütte. Außerdem denke ich nicht das hier jemand versuchen würde mich anzubinden.“ Nun richtete sie sich auf. Der Drachentöter schritt einmal um sie herum, blieb dann vor ihr stehen und meinte, „Du hättest die Verletzung erst verheilen lassen sollen....“ „In meiner normalen Form heilt die Wunde mindestens 10 mal so schnell als in Gestalt einer Elfin. Die drei Drachen sind überdies auch schon seit einiger Zeit hier und wüten in der Umgebung. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen bis sie sich auch der Gaststätte annehmen würden.“ Schnitt sie ihm das Wort ab. „Schön! Wie du meinst. Und was werden wir nun tun?“ „Ich schlage vor wir...“ plötzlich hörte sie hinter sich Geräusche im Geäst der Bäume. Ihre Nase sagte ihr das es einer drei Drachen war. Er hatte sie ausgemacht. Schnell sprang Silverdrak auf Ryjan, der gar nicht verstand was los war, und verdeckte ihn ohne ihn zu zerdrücken mit ihrem Körper in dem sie sich auf dem Boden legte. Zusätzlich legte sie Schwanz und Kopf um den Körper und schloss Augen und Nase, da sie nicht wusste mit was für einem Odem der andere angreifen würde. Für einen Angriff mit den Klauen flog der andere Drache jedenfalls zu hoch. Es dauerte eine Weile dann spürte sie wie sich eine Flüssigkeit über ihren Rücken ergoss. Als der Angreifer über sie hinweg geflogen war richtete sich Silverdrak auf um nach ihrem Rücken zu sehen. Sie erkannte schnell das es eine Säure war und zischte als die Flüssigkeit nach und nach an den Flanken herunter lief und Löcher in ihre Flügelmembran fraß. Schnell ließ sie um die Säure herum eng nebeneinander stehende Dornen erscheinen, die wie ein Behälter funktionierten. „Ein Glück das sich Silber nicht so leicht weg ätzen lässt“ dachte sie. Zu dumm das ihre Flügelmembran überwiegen organischer Natur ist, was sie leichter und weit elastischer macht. Nur ein geringer Teil an Silber war in ihnen enthalten um sie elektrisch leitend zu machen und damit auch diese Silbern aussahen. Deshalb dauert es auch solange bis Verletzungen in der Membran wieder verheilt waren. Der übrige Teil ihres Körpers beinhaltete relativ viel Silber, welches sich recht schnell wieder nach bilden ließ.

Der feindliche Drache machte kehrt und flog wieder auf sie zu. Ryjan hatte sich inzwischen aufgerichtet und den Schmutz von seiner Kleidung und Rüstung geklopft. Verständnislos blickte er den Silberdrachen an, welcher ihn aber gar nicht beachtet sondern den näher kommenden Drachen beobachtet, der inzwischen nach seinen Freunden gerufen hatten und die nun auf dem Weg zu ihm waren. Ohne lange zu fackeln, schnappte sie sich den immer noch bösen Drachentöter mit der rechten Pranke, nahm Anlauf und schwang sich nicht ohne ein paar Bäume umzureißen in die Luft. „Was soll denn das?“ fragte Ryjan ärgerlich. Erst dann bemerkte er den grünen Drachen, der auf sie zu flog um sie erneut zu attackieren. Die Silberdrachin peilte einen See an, der sich unerwartet vor ihnen zeigte. Inzwischen waren die drei Drachen in der Nähe und vier weiter Drachen in Sichtweite. Scheinbar gehörten sie wirklich zusammen.

Am See angelangt sagte sie zu Ryjan, „Am besten hältst du jetzt die Luft an, denn ich gedenke die Säure auf meinem Rücken zu entfernen.“ Und steuerte auf den See zu. „Ha-halt!! Du weist aber schon, dass ich in meiner Rüstung nur schlecht schwimmen kann??“ rief der Drachentöter entsetzt. Davon ließ sich die Drachin aber nicht abhalten und tauche aus dem Flug heraus einfach in den See ein. Der Eisdrache hatte dies gesehen und war in Reichweite des Sees. „Hahaha!!! Schwerer Fehler!“, rief er garstig aus und spie seinen Odem auf das Wasser, worauf sich eine mehrere Zentimeter dicke Eisschicht auf der Wasseroberfläche bildete. Silverdrak bemerkte die Veränderung. Jetzt hieß es schnell handeln, denn es war fraglich ob Ryjan die Luft genau so lange anhalten konnte wie sie selbst. Nach dem die Säure nun von ihrem Rücken runter war, hatte sie die Dornen wieder verschwinden lassen. Diese neue Situation verlangte aber einer schnellen Lösung daher ließ sie nun erneut Dornen auf ihrem Rücken erscheinen. Diesmal aber sehr lange und weiter auseinander stehende Dornen. Mit ihnen ritzte sie eine Stelle im Eis mehrfach ein, dann schwamm sie tiefer in den See um Schwung zuholen und rammte dann mit ihrem Metallschädel die angeritzte Eisdecke und erreichte Oberfläche. Dort angekommen ließ sie den Drachentöter zunächst Luft holen und versuchte gleichzeitig aus dem Wasser zusteigen doch unter ihrem Gewicht brach die Eisdecke jedes Mal wieder ein. Die sieben Drachen, die sich über dem Eis verteilt hatten, machten sich einen Spaß daraus den beiden vermeintlich im Wasser gefangenen, bei ihren Versuchen dieses zu verlassen zuzuschauen und sich dabei halb krank zu lachten. Mittlerweile war soviel Eis gebrochen, das Silverdrak ihre Flügel locker ausbreiten konnte. „Taktikwechsel! Wir müssen noch mal tauchen. Hoffentlich ist der See tief genug.“ Flüsterte die Drachin, dem daraufhin wieder entsetzten Ryjan zu und versank langsam wieder im Wasser. Silverdrak schwamm bis auf den Seegrund hinab, stieß sich von dort aus kräftig ab und versuchte eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erziehen. Ihr Plan ging auf! Unter den verdutzten Augen der sieben Drachen schoss sie aus dem Wasser und mit ein paar kräftigen Flügelschlagen schwebte sie wieder hoch am Himmel. Sie beschleunigte ihren Flug um Abstand zu den anderen Drachen zu gewinnen. „Wenn...*hust* ... wenn die mich nicht umbringen, tust du’s!“ röchelte Ryjan. „Tschuldigung. Ich hatte mit so was nicht gerechnet.“, gab Silverdrak etwas wehmütig zurück.

Die nächsten zwei Stunden verbrachten sie mit dem Versuch die feindlichen Drachen ab zuschütteln, aber die erwiesen sich als sehr ausdauernd und anhänglich.

Dann irgendwann bemerkte die Silberdrachin das ihre Verfolger verschwunden waren. Irritiert hielt sie an und blickte sich um. Die Drachen waren an einer Stadt kleben geblieben, die sie auf der Flucht überflogen hatte und schienen großen Spaß daran gefunden zu haben sie dem Erdboden gleich zumachen. „Haha! Sie sind weg! Landen wir?“ fragte der Drachentöter mit Vorfreude endlich wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Die Stadt war zu weit weg, das er erkennen könnte was da vor sich ging. Silverdrak war hin- und hergerissen. Was sollte sie tun. Mit einem Mal erschien vor ihrem geistigen Auge ein kleiner roter Drache mit vielen Dornen und Hörnern und einer Dreizackigen Schwanzspitze. „Was hält dich noch hier? Du bist sie doch los! Jetzt könntest du endlich deinen lang ersehnten Vergnügungen nachgehen!“ meinte er zu ihr. Daraufhin erschien neben dem roten ein kleine weiße Drachin mit Vogelflügeln und von dem ein gelbliches Leuchten ausging. „Aber was ist mit der Stadt dort hinten? Viele Lebewesen werden sterben, wenn du ihnen nicht hilfst!“ meinte der Weiße. „Ach quatsch! Hör nicht auf sie. Die können sich da sehr gut selbst helfen. Es ist Zeit das du endlich deinen Bedürfnissen nachgehst!“ „Du glaubst doch nicht wirklich das Stadtbewohner mit den Drachen fertig werden. Du siehst doch wie immer mehr zerstört wird! Außerdem bist du Schuld, dass die Stadt angegriffen wird, weil du die Drachen hier her gelockt hast. Du musst das wieder gut machen! Oder möchtest du wirklich so viele Seelen auf dem Gewissen haben?“ „Du sollst ihr nicht solche Flausen in den Kopf setzen...“ damit sprang der Rote die weiße Drachin an und es endete in einem großen Gerangel. Silverdrak schüttelte den Kopf. „Also schön wenn sie Ärger haben wollen, können sie welchen haben.“, murmelte sie vor sich hin und flog in Richtung Stadt. „Hey! Moment wo fliegen wir jetzt wieder hin? Wir können auch gleich hier landen. Wirklich!“ Die Silberdrachin ignorierte Ryjan und erreichte kurz darauf die demolierte Stadt.

„Hey ihr! Seid ihr solche Schlappschwänze das ihr euch jetzt schon an Schwächeren vergreift?“ rief sie aus sicherer Entfernung. „Wetten ihr bekommt mich nie!!“ Fünf von ihnen wollten auf die Drachin zustürmen, doch der Eisdrache rief sie zurück. „Och lasst ihr euch von dem Dummdrachen rumkommandieren? Seit ihr aber tief gesunken.“ Die Drachen wurden nun doch unruhig. „Wetten ich bin stärker als ihr alle zusammen?“ „Hahaha! Das glaubst du doch selber nicht“ pustete der Eisdrache, „sonst würdest du wohl kam die ganze Zeit vor uns fliehen!“ „Ich kann es dir ja beweisen. Ich gegen Euch, aber nicht hier. Die Burg da hinten bietet eine viel schönere Kulisse.“ Siegessicher stimmt der Eisdrache zu. Silverdrak flogt voraus mit großen Abstand gefolgt von den anderen Drachen. In dem sie ihren Flug beschleunigte versuchte sie ihren Vorsprung noch zu vergrößern.

Bei der Burg angekommen landete sie vor dem Burgtor auf einer in den Fels gehauenen Schräge und setzt Ryjan ab. „Am besten du hältst etwas Abstand.“, sagte sie zu Ryjan und schlug alle Klauen fest in den Felsengrund. Peitsche mit dem Schwanz und verankerte auch diesen fest im Boden. Anschließend ließ sie auf jeder Seite ihres Kammes eine Dornenreihe von Kopf bist Schwanzende erscheinen. Ihre Augen begannen rot zu leuchten. Zwischen den Dornen sprangen wild Blitze hin und her. Beunruhigt wich der Drachentöter einige Meter von ihr zurück. Irgendwie fand er sie seltsam wie sie sich grad in diesem Moment verhielt. Anders als beim letzten mal als er sie mit roten Augen gesehen hat.

In der Tat mischte sich in das rot etwas schwarz, was wohl Einfluss auf ihr Verhalten hatte. Das bemerkte er aber nicht und selbst wenn er es gesehen hätte, hätte er nicht gewusst das es ihr Verhalten beeinflusst.

Silverdrak war bereit zum Angriff, ihre Gegner befanden sich aber noch nicht in Reichweite. „JA! Kommt näher!“ dachte sie grimmig oder viel mehr bösartig, „ Ich habe etwas das euch tot sicher gefallen wird. Eine ganz besondere Kombination, nur für euch!“ Die Drache waren schließlich nah genug. Nun ließ Silverdrak einen roten Blitz über die Dornen von ihrem Kopf zum Schwanz und wieder zurück wandern. Ihre Schuppen spiegelten dieses Schauspiel und wirkten dabei Blutrot. Es wirkte fast mechanisch als sie nun viel Luft einsog, ihre Augen grellrot zu leuchten begannen und sie dann einen gewaltigen roten Blitz losschickte. Die wucht dieses Angriffes drückte sie nach hinten, sodass ihre Klauen Kratzspuren im Felsenboden hinterließen. Die feindlichen Drachen flogen in V-Formation mit dem Eisdrachen an der Spitze auf den Silberdrachen zu als der Eisdrache von dem roten Blitz getroffen wurde. Von dort aus teilte sich der Blitz in zwei kleinere auf, die zu den zwei nächsten Drachen sprangen und von dort aus wiederum zum nächsten Drachen, bis der Blitz alle erwischt hatte. Alles ging viel zu schnell als das sie hätten ausweichen können.

Zufrieden musterte die Silberdrachin ihr Werk. Ein Drache nach dem anderen fiel vom Himmel und krachte auf den Boden. Silverdraks rote Augen verschwanden langsam wieder. „SO! Bist du jetzt zufrieden?“ fragte sie Ryjan, „Wenn sie nicht Tot sind dann zumindest so schwer verletzt das sie uns und anderen mit Sicherheit nichts mehr tun können.“ Sie löste ihre Klauen und den Schwanz aus dem Boden, stieß sich ab und flog deprimiert davon.

Ryjan stand immer noch wie angewurzelt da. Mit solch einem gewaltigem Angriff hatte er nicht gerechnet.

Er stand noch eine ganze Weile so da und konnte es nicht fassen. Erst dann fiel ihm auf das hier in der Gegend Silverdraks Höhle gewesen war und beschloss diese aufzusuchen um nach zusehen ob die Drachin dort war. Er hatte das Gefühl dass er nach ihr schauen sollte.

Es hatte einige Tage gedauert bis er die Höhle endlich zu Fuß erreichte. Und tatsächlich fand er dort die Silberdrachin eingerollt in ihrer Hohle liegend. Ihr Augen leuchteten ihm aus dem Dunkeln entgegen. „Verschwinde! Lass mich in Ruhe!“ begrüßte sie ihn. Der Drachentöter setzte sich an den Höhleneingang. „Ich habe nicht gewusst das du so mächtig bist.“ Begann Ryjan, aber die Drachin drehte sich weg und schien nichts davon wissen zu wollen. „Warum betrübt dich das so? Ich es nicht von Vorteil mächtig zu sein?“

„Von Vorteil vielleicht. Es ist nur die Frage zu welchem Preis man diese Macht erkauft.“, grollte die Drachin.

„Was meinst du damit?“ Ryan blickt sie verwirrt an.

„Ich bin nicht mächtig. Es was dunkles schlummert in mir. Das ist mächtig. Was du gesehen hast war eine Mischung aus meiner und seiner Kraft. Du warst in ernsthafter Gefahr, es fehlte nur wenig und ich hätte die Umgebung in Schutt und Asche gelegt. Deshalb gehe ich Kämpfen aus dem Weg und jetzt reiz mich nicht. Das Dunkle ist noch nah. Ich kann es spüren.“

Lange Zeit herrschte Stille, dann fragte Ryjan: „Was hast du gemacht bevor du mir zur Hilfe kamst?“
Die Gedanken der Drachin wanderten zu dem Sonnenuntergang den sie nun verpasst hatte.
„Du hast mich von einem wunderbaren und seltenen Naturschauspiel abgehalten, das ich nicht verpassen wollte.“
Mit einem Mal schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf. Vielleicht konnte sie den Sonnenuntergang ja doch noch sehen.
Unerwartet stand sie auf und trat ins Freie. Ryjan lief ihr hinterher. „Was hast du vor?“
„Ich werde mein Versäumnis nachholen und zur Strafe das ich wegen dir wieder töten musste, kommst du mit.“
Erschrocken wich der Drachentöter zurück doch es gab kein Entkommen und schon befand er sich wieder in der Luft in einer der Klauen der Drachin. Sie flogen auf eine dunkle Öffnung zu die urplötzlich vor ihnen war. Im Dazwischen schaute sich Silverdrak um, bewegte sich etwas hin und her bis sie schließlich auf Eratia wieder auftauchten, kurze Zeit nach dem die Drachin von dort verschwunden war.
„Was...? Wo...?“ Ryjan erblickte die im Meer versinkende Sonne. „Aber ich dachte es wäre ein seltenes Ereignis...“
„Das ist es auch. Wir haben einen kurzen Zeitsprung gemacht. Deshalb kann ich dich auch erst in etwa zwei Wochen wieder zurück bringen. Damit ich kein durch einander in der Zeit verursache.“
Das war zu viel für den Drachentöter. So beschloss er sich auf den Sonnenuntergang zu konzentrieren. Ebenso wie die Silberdrachin die, die begeistert die wundervollen Farben betrachtete.